Wissenschaftler, Politiker und Investoren streiten seit jeher über die Effizienz von Kapitalmärkten. Auf der einen Seite des Meinungsspektrums stehen diejenigen, die Märkte für ineffizient halten. Sie verweisen auf zerplatzte Kursblasen wie etwa die Dotcom-Blase. Auf wissenschaftlicher Seite wird diese Fraktion von Robert J. Shiller angeführt, der 2013 für seine empirische Analyse zu Kapitalmarktpreisen mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde. Shiller zufolge neigt der Kapitalmarkt zu irrationalen Übertreibungen. In guten Zeiten werden die Zukunftsaussichten überschätzt, was sich in überhöhten Aktienkursen niederschlägt. In schlechten Zeiten hingegen neigen viele Marktteilnehmer zu einem überzogenen Pessimismus, wodurch es zu einem irrationalen Kursverfall kommt. Unter diesen Bedingungen können rationale Anleger den Markt "schlagen", indem sie unterbewertete Aktien kaufen und überbewertete Papiere verkaufen.
Auf der anderen Seite des Spektrums stehen diejenigen, die Märkte für effizient halten. Dies bedeutet nicht, dass Märkte perfekt sind. Der Marktmechanismus aggregiert aber alle öffentlich verfügbaren Informationen, weshalb es für Nicht-Insider unmöglich ist, durch Auswahl "unterbewerteter" bzw. "überbewerteter" Aktien den Markt zu schlagen und überdurchschnittliche Renditen zu erzielen. Die wissenschaftliche Gallionsfigur dieser Fraktion ist Eugene Fama, der für seine Arbeiten ebenfalls im Jahre 2013 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften geehrt wurde.
Beide Fraktionen haben grundsätzlich unterschiedliche Anlagestrategien. Wer Kapitalmärkte für ineffizient hält, glaubt an Stockpicking und aktiv gemanagte Fonds. Wer hingegen Kapitalmärkte für effizient hält, wird eine Buy-and-Hold Strategie verfolgen und in ETF investieren. Dabei sind beide Fraktionen von ihren Anlagestrategien und dahinterstehenden Grundannahmen so stark überzeugt, dass es immer wieder zu intensiven Wortgefechten und Meinungsverschiedenheiten kommt.
Insbesondere die Hedge Fonds Manager rühmen sich immer wieder, mit ihrem Wissen den Markt zu schlagen. Deshalb bot Ihnen Warren Buffett nach dem Motto "Put Your Money Where Your Mouth Is" vor knapp zehn Jahren folgende Wette an: Über einen Zeitraum von 10 Jahren vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2017 wird der S&P 500 besser abschneiden als ein Portfolio aus Hedge Fonds, wenn die Performance als Nettorendite nach Gebühren, Kosten und Abgaben gemessen wird. Protégé Partners LLC, ein auf Hedgefonds spezialisiertes Vermögensverwaltungs- und Beratungsunternehmen, nahm die Wette an und wählte ein Portfolio mit 5 Dachfonds aus, dessen Nettorendite den S&P 500 schlagen sollte.
Protégé Partners einigte sich mit Buffett darauf, die Wette von der Long Now Foundation in San Francisco (http://www.longbets.org/) überwachen zu lassen. Zudem verpflichteten sich beide Wettparteien, jeweils rund 320 000 Dollar für den Kauf einer Nullkuponanleihe zur Verfügung zu stellen. Diese Anleihe ist so ausgestaltet, dass sie am Ende der Wettperiode, d.h. am 31. Dezember 2017 genau eine Million Dollar wert sein wird. Gewinnt Buffett, wird diese Million an die gemeinnützige Girls Inc. in Buffetts Heimatstadt Omaha gespendet. Gewinnt Protégé Partners, soll die Million an die ebenfalls gemeinnützige Organisation Absolute Return for Kids (ARK) in London überwiesen werden.
Laut Investopedia lag Buffett bereits ein Jahr vor Wettende uneinholbar in Front. Der S&P 500 hatte vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2016 um 85,4 Prozent zugelegt, während es das Portfolio der von Protégé Partners ausgewählten Dachfonds nur auf einen Zuwachs von 22 Prozent nach Gebühren, Kosten und Abgaben brachte. Warren Buffett wurde deshalb bereits im Mai diesen Jahres, also mehr als sieben Monate vor Ablauf der ursprünglichen Frist, von Protégé Partners zum Sieger erklärt.
Da sich Buffett und Protégé Partners bereits vor längerer Zeit geeinigt hatten, die Nullkuponanleihe vorzeitig zu verkaufen und den Erlös in Aktien von Berkshire Hathaway zu investieren, darf sich die Girls Inc. aufgrund der erzielten Kursgewinne sogar über eine Spende von mehr als 1,7 Millionen Dollar freuen.
Buffett begründet seinen Sieg wie folgt: Wenn die eine Hälfte der Anleger mit einer passiven Buy-and-Hold Strategie am Kapitalmarkt eine durchschnittliche Rendite erwirtschaftet, kann die andere Hälfte mit ihren aktiven Anlagestrategien im Mittel auch nicht mehr als eine durchschnittliche Rendite erzielen. Da durch eine aktive Anlagestrategie aber zusätzliche Kosten (Managementgebühren, Spesen, etc.) anfallen, ist die Nettorendite aller aktiven Investoren im Mittel geringer als die durchschnittliche Marktrendite.